Bewegungsmelder richtig installieren – Praxistipps vom Alarmerrichter
Falscher Alarm muss nicht sein. Errichter-Profi Marc Franzke verrät im Interview, wie Sie Bewegungsmelder richtig platzieren, tierbedingte Auslöser ausschalten und Ihr Zuhause ohne ständige Fehlalarme schützen. Jetzt die Praxistipps lesen und entspannt schlafen.
Bewegungsmelder richtig installieren – Praxistipps vom Alarmerrichter


Falscher Alarm muss nicht sein. Errichter-Profi Marc Franzke verrät im Interview, wie Sie Bewegungsmelder richtig platzieren, tierbedingte Auslöser ausschalten und Ihr Zuhause ohne ständige Fehlalarme schützen. Jetzt die Praxistipps lesen und entspannt schlafen.
Notrufexperten
Guten Morgen, Herr Franzke! Für alle, die Sie noch nicht kennen: Sie sind Technischer Leiter der Firma Franzke Sicherheit, einem Fachbetrieb, den Ihr Vater Guido Franzke gegründet hat und der auf Einbruchmeldetechnik spezialisiert ist. Sie haben Ihre Meisterprüfung mit Erfolg abgelegt und gelten in Fachkreisen als „Bewegungsmelder-Flüsterer“. Passt das?
Marc Franzke
(lacht) Klingt, als würde ich nachts mit Sensoren sprechen. Aber ja, ich bin seit über 20 Jahren in diesem Gewerk und habe so ziemlich jedes „Melde-Drama“ erlebt, das man sich vorstellen kann.
Notrufexperten
Dann sitzt hier also die richtige Fachkompetenz. Übrigens: Meine smarte Überwachungskamera hat mich gestern vom Sofa gescheucht, weil sie mich für meinen Hund hielt. Ich hoffe, Ihre Melder sind gnädiger als mein Gadget.
Marc Franzke
Definitiv. Ein professioneller Bewegungsmelder erledigt seine Aufgaben zuverlässig – und verscheucht für gewöhnlich Einbrecher, nicht den Eigentümer. Fehlalarme lassen sich durch die richtige Installation weitgehend vermeiden.
Notrufexperten
Wo wir beim Thema wären: Fehlalarme sind für Sicherheitsdienstleister kostspielig und für Endkunden frustrierend. Welche typischen Störquellen begegnen Ihnen in der Praxis?
Marc Franzke
Das Spektrum reicht von heißem Wasserdampf aus sich automatisch öffnenden Spülmaschinen bis hin zu flatternden Gardinen, die durch ein angekipptes Fenster in Bewegung geraten. Auch scheinbar harmlose Partyballons lösen bei Luftzug gerne einmal einen Täuschungsalarm aus. Entscheidend ist deshalb, den Erfassungsbereich des Melders nicht auf solche dynamischen Zonen auszurichten.

v.l.n.r. Guido Franzke und Marc Franzke von Franzke Sicherheit aus Walluf
Notrufexperten
Dynamische Zonen gibt es in vielen modernen Büros – Automatisierung lässt grüßen. Spielen plötzlich startende Geräte wie Drucker im Home-Office noch eine Rolle?
Marc Franzke
Weniger als früher. Moderne Arbeitsplätze haben solche Prozesse meist im Griff. Trotzdem sollte jeder Planer hinterfragen, ob sich im Erfassungsfeld Geräte befinden, die sich nachts selbsttätig einschalten könnten – vom autonomen Staubsaugerroboter bis hin zum Lager- oder Archivroboter.
Notrufexperten
Und was raten Sie bei der Installation einer PIR-gestützten Alarmanlage, wenn Staubsaugerroboter oder Haustiere im Haus sind?
Marc Franzke
Tierimmune Melder sind hier das Mittel der Wahl. Wichtig ist aber, die Gesamtmasse des Tiers und sein Verhalten zu berücksichtigen. Eine sechs Kilo schwere Katze wirkt anders auf den Sensor als ein drei Kilo schwerer Mops – beide können jedoch in höhere Erfassungszonen gelangen. (lacht) Die Katze erreicht natürlich andere Sphären als der Mops, der immerhin auch auf einen Stuhl oder Couchtisch springen kann. Für Staubsaugerroboter gilt das Gleiche: Sie kombinieren Bewegungsprofil und Wärmeabstrahlung, was Standardmelder häufig triggert.
Notrufexperten
Was raten Sie Installateuren, die vor Ort mit tierintensiven Haushalten konfrontiert sind und partout keinen Bewegungsmelder setzen können?
Marc Franzke
Dann lohnt sich ein Szenario-Wechsel: Tür- und Fensterkontakte an Schränken, Tresoren oder Innentüren überwachen gezielt die Zugriffsstellen, die Einbrecher zwangsläufig ansteuern. Der Schutz bleibt hoch, obwohl der Bewegungsmelder entfällt.
Notrufexperten
Ein weiterer beweglicher, aber nicht planbarer Pain-Point: Tiere in Garagen, Werkstätten oder Hallen.
Marc Franzke
Richtig. Mäuse, die auf Rohrtrassen entlanghuschen, oder Vögel in Hochregallagern bringen klassische PIR-Melder an ihre Grenzen. Hier setze ich ebenfalls auf tierimmune Melder und vor allen Dingen auf die richtige Positionierung und Einstellung. Hier ist es ebenso wichtig mit dem Kunden ins Gespräch zu kommen. Denn nur wenn ich seine Abläufe verstehe, kann ich ein funktionierendes Konzept aufbauen.
Notrufexperten
Wir haben bisher über Störquellen gesprochen. Der eigentliche Zweck eines PIR-Melders ist es, Schäden durch Menschen zu vermeiden. Welche Montageposition hat sich bewährt, um Einbrecher frühzeitig zu erfassen?
Marc Franzke
Ideal ist eine Ausrichtung parallel zur Fensterfront. Der Täter „schneidet“ dabei sofort den Erfassungsbereich – Sie können sich diesen wie unsichtbare Vorhänge vorstellen. Wird der Melder hingegen gegenüber dem Fenster montiert, bewegt sich der Eindringling zunächst zwischen diesen „Vorhängen“, ohne erfasst zu werden. Erst nach einigen Metern wird er erkannt – ein wertvoller Zeitverlust.
Notrufexperten
Sie sprechen oft von einer versetzten Auslösung zur besseren Ereignisanalyse. Wie funktioniert das?
Marc Franzke
Wir platzieren Melder so, dass sie – wenn möglich – nacheinander statt gleichzeitig auslösen. Im Ereignisspeicher entsteht dann ein klarer Bewegungspfad: erst Melder 1, dann Melder 2 … So lässt sich im Schadensfall rekonstruieren, wo der Täter in das Gebäude eingedrungen ist.
Notrufexperten
Clever, um den Tathergang zu rekonstruieren und gezielt Optimierungen vorzunehmen. Spielen bei der Platzierung auch spiegelnde Flächen eine Rolle?
Marc Franzke
Große Spiegel oder polierte Metallfronten reflektieren Infrarotstrahlung und können sowohl Fehlalarme als auch Störzonen erzeugen, in denen der Melder praktisch „blind“ wird. Vor der Montage prüfen wir daher immer: Wo sind Reflexionen möglich und wie können wir den Melder geschickt positionieren.
Notrufexperten
In riskanten Zonen setzen Sie auf eine Zwei-Melder-Abhängigkeit. Können Sie das Prinzip erläutern?
Marc Franzke
Gerne. Die Anlage löst erst Alarm aus, wenn zwei unabhängige Melder innerhalb eines definierten Zeitfensters ansprechen. Diese Logik reduziert Fehlalarmquoten signifikant – ist aber nur sinnvoll, wenn die Melder unterschiedliche Technologien oder Blickwinkel besitzen und so echte Redundanz bieten.
Notrufexperten
Viele Hersteller bewerben heute Fotomelder zur Alarmverifikation. Ihr Urteil?
Marc Franzke
Fotomelder schaffen eine zusätzliche Ebene der Echtheitsprüfung: Der Schnappschuss landet – DSGVO-konform – in der Leitstelle, und der Operator erkennt sofort, ob es sich um einen echten Einbruch handelt. So sparen wir Mobilisierungskosten für den Sicherheitsdienst und erhöhen die Kundenzufriedenheit. Dennoch bauen wir solche Melder im privaten Bereich selten, denn die meisten Kunden – und auch ich nicht, wollen eine Kamera in der Ecke des Wohnzimmers oder Schlafzimmers.
Notrufexperten
Nachvollziehbar, jedoch kann ein Foto- oder Videomelder beispielsweise in der Küche einen echten Mehrwert bei einem Feueralarm bieten, oder?
Marc Franzke
Ja, das stimmt. In der Küche, die im wahrsten Sinne ein potentieller Brandherd ist, kann eine Videokamera hilfreich sein um bei einem Feueralarm schnell zu verifizieren ob es sich um einen echten Notfall handelt und sogar den Einstazkräften bei der Lokalisation des Brandes zu helfen.
Notrufexperten
Wie integrieren Sie all diese Aspekte in ein ganzheitliches Sicherheitskonzept?
Marc Franzke
Wir starten stets mit einer Risiko- und Wertanalyse: Welche Zonen sind kritisch? Welcher Schaden droht? Daraus entsteht eine maßgeschneiderte Kombination aus Außenmeldern, Glas- und Türkontakten, Bewegungs- und Fotomeldern – ergänzt durch organisatorische Maßnahmen. Wichtig: In Schleusen verzichte ich bewusst auf Bewegungsmelder, weil der Betreiber dort die Möglichkeit zum Deaktivieren der Anlage hat und nicht selbst in die „Falle“ tappen soll.
Notrufexperten
Wie halten Sie Systeme langfristig wartungsarm?
Marc Franzke
Regelmäßige Reinigung verhindert Spinnenweben oder Staub auf der Linse. Das kann der Kunde eigenständig machen. Zudem prüfe ich bei jeder Wartung, ob sich die Raumnutzung geändert hat: Steht plötzlich ein Schrank vor dem Melder, müssen wir nachjustieren.
Notrufexperten
Zum Schluss: Ihr wichtigster Best-Practice-Tipp für B2B-Partner?
Marc Franzke
Lesen Sie die Montagehinweise des Herstellers wirklich gründlich – und führen Sie anschließend einen vollständigen Gehtest durch, gerne zusammen mit dem Kunden und dessen Haustier. Das minimiert Reklamationen, stärkt Ihr Service-Image und erhöht die Ertragslage durch geringere Nacharbeit.
Notrufexperten
Herr Franzke, herzlichen Dank für die fundierten Einblicke.
Hinweis für Fachleser:innen:
Die hier genannten Empfehlungen ersetzen nicht die projektspezifische Planung und die Einhaltung einschlägiger Normen (DIN EN 50131 ff., VdS 2311 u. a.). Prüfen Sie stets, ob die beschriebenen Maßnahmen mit den Anforderungen Ihrer Kunden und den Vorgaben Ihrer Notruf- und Serviceleitstelle kompatibel sind.
Interviewer: Niko Pozanis für Notrufexperten | Interviewter: Marc Franzke, Technischer Leiter bei Franzke Sicherheit.
